Jan de Natris

Nationalmannschaft am 27. 4. 1924, vorn sitzend: Jan de Natris

 

 

Jan de Natris

 

 

Erfolge und Ehrungen

 

Niederländischer Meister:

1918 und 1919 (AFC Ajax)

 

Olympische Spiele:

Bronzemedaille 1920

Platz vier 1924

 

Nationalmannschaft:

23 Einsätze, 5 Tore

 

Vereine

Jugend: Swift, Blauw-Wit

Senioren:

AFC Ajax

De Spartaan

AFC Ajax

Vitesse

AFC Ajax

 

Fotonachweise:

 

oben: Niederländische Nationalmannschaft vor

dem Spiel gegen Belgien, 27. April 1924,

Nationaal Archief, See page for author [GFDL

(http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or

CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org

/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

im Kasten: Jan de Natris

See page for author [Public domain],

via Wikimedia Commons

Jan de Natris

Eine Webpage zur Geschichte und Gegenwart der

niederländischen Fußballnationalmannschaft

Nationalmannschaft am 27. April 1924, vorn sitzend: Jan de Natris

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Johannes Daniel „Jan“ de Natris wurde am 13. November 1895 in Amsterdam

geboren. Der Stürmer wurde mit seinem Heimatverein AFC Ajax zweimal Meister;

mit der Nationalmannschaft gewann er die Bronzemedaille bei den Olympischen

Spielen 1920 in Belgien. Er starb am 16. September 1972 in Amsterdam.

 

 

Karriere im Verein

 

Jan de Natris, meist Jen gerufen, war ein Arbeiterkind aus Amsterdam; dass der

junge Mann im Fußball Karriere machte, war zu seiner aktiven Zeit noch

ungewöhnlich; die meisten Fußballer stammten damals aus bürgerlichen oder

Akademikerfamilien. In der Jugend spielte de Natris bei Swift und Blauw-Wit in Amsterdam. Als 18-Jähriger ging er 1914 zum AFC Ajax, dem Verein, der von Schülern höheren Bildungswegs gegründet worden war, die „wie der Name bereits aussagte die Odyssee kennen mussten, was in Arbeiterkreisen kaum vorkam.“1)

Schon als junger Mann fiel er als großmäuliger Meckerer2) auf; in seiner ersten Zeit bei Ajax spielte der Außenstürmer in der zweiten Mannschaft – versäumte es aber nach keinem Spiel, sich beim Vorstand zu beschweren, dass er viel zu gut für die Zweite sei und eigentlich in die Erste gehöre. De Natris war beidfüßig und schnell – die 100 Meter lief er in 11,1 Sekunden – und spielte meist Rechtsaußen, wurde öfter aber auch auf der linken Seite eingesetzt. Seine Ansprüche konnte er meist mit entsprechenden Leistungen auf dem Platz rechtfertigen. Zwar war er lauffaul und stand gern das Spiel beobachtend auf dem Feld, doch wenn er dann in Aktion kam, konnte er blitzschnell eine Situation überblicken, den Ball erobern und ihn dahin befördern, wo er ihn haben wollte – sei es in die richtige Position für eine passgenaue Flanke, sei es drei, vier Gegenspieler umdribbelnd bis zum Torschuss.

 

Nachdem Ajax in der Saison 1916/17 in die Eerste klasse, derzeit die höchste niederländische Spielstufe, aufgestiegen war, konnte das Team sich in der folgenden Spielzeit den ersten niederländischen Meistertitel sichern. Im entscheidenden Spiel der Endrunde in Tilburg bei Willem II kam er jedoch nicht zum Einsatz – er hatte den Zug verpasst und war danach in Amsterdam geblieben. Der Verein brummte ihm eine Strafe von zehn Cent3) auf, die der exzentrische Star jedoch nie bezahlte. Auch im Folgejahr wurde der AFC Ajax Meister, doch erneut war de Natris in den Endrundenspielen nicht dabei: er saß eine sechsmonatige Sperre ab, weil er sich auf dem Spielfeld geprügelt hatte.

 

Dennoch wurde er einer der ersten „Stars“ des niederländischen Fußballs, und im Jahr 1921 war de Natris einer der Namen, die als Spieler für den BVC Amsterdam im Gespräch waren. Der Beroeps Voetbal Club, deutsch „Berufsfußballklub“, sollte der erste „echte Profiverein“ in den Niederlanden werden. Doch der Profifußball wurde vom Niederländischen Fußballbund NVB untersagt, Vereinen unter der Hand mit Ausschluss gedroht, die eine Profimannschaft an den Start schicken wollten. Da sich so der bezahlte Auftritt auf dem Fußballfeld zerschlagen hatte, ließ sich de Natris – von Beruf Handelsreisender auf Provisionsbasis – noch 1921 zu einem Wechsel zum Lokalrivalen De Spartaan überreden. Zwei Jahre später kehrte er zu Ajax zurück, ehe er 1925 für einige Jahre zu Vitesse nach Arnhem ging. Beide Wechsel brachten ihm vermutlich eine gute „unter der Hand“ gezahlte Transfersumme ein; Beweise dafür gab es nie.4)

 

Sein Wirken hatte beim AFC Ajax, zu dem er nach seiner Arnhemer Zeit erneut zurückkehrte, einen langen Nachhall: Im Jubiläumsbuch zum 50-jährigen Vereinsbestehen 1950 wurde er als „Bester Spieler, der je bei Ajax aktiv war“ geehrt.5) Und mehr als fünfzig weitere Jahre später schrieb Jan Luitzen über de Natris, dass „von ihm heute noch gesagt wird, er sei genialer gewesen als Cruijff.“6)

 

 

 

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Anmerkungen und Nachweise

 

Diesen Artikel in leicht abgewandelter Form habe ich ursprünglich für die deutsche Wikipedia geschrieben, dort ist er unter Jan de Natris zu finden.

 

1) Oranje en de Olympische Spelen, in: Johan Derksen et al., Het Nederlands Elftal 1905–1989. De historie van Oranje, Weekbladpers BV/Voetbal International, Amsterdam 1989, ISBN 90-236-7211-9. S. 43

2) Jan was een assertieve Amsterdammer die rechttoe-rechtaan formuleerde, zeg maar rustig: een grote bek had. Jan Luitzen: Jan de Natris (1895–1972): De opstandige dwarserik, in: Mik Schots & Jan Luitzen, Tovenaars in Oranje. A. W. Bruna, Utrecht 2004, ISBN 90-229-8813-9, S. 157

3) Die Summe von 0,10 hfl im Jahre 1918 entspricht der Kaufkraft von rund 0,60 € im Jahre 2011; berechnet mit dem Kaufkraftkonverter Waarde van de gulden / euro des Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis

4) Jan Luitzen, a.a.O., S. 158

5) Marco Meeuwse: Jan de Natris, in: Ajax vanaf de oprichting tot 1930

6) Jan Luitzen, a.a.O., S. 163

 

 

 

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