ORANJE - WM 2014

Die niederländische Nationalmannschaft in Brasilien

Memphis Depay

Memphis Depay (auf seinem PSV-Trikot steht nur sein Vorname) ist der Sohn eines Ghanaers und einer Niederländerin. Der Außenstürmer spielt seit der Jugend für PSV in Eindhoven. Seit 2012 gehört er fest zum Eredivisie-Kader des Vereins. Im Oktober 2013 gab der U-17-Europameister sein Debüt in der niederländischen Nationalmannschaft.

Karriere im Verein

Memphis Depay wurde am 13. Februar 1994 im südholländischen Moordrecht, einer kleinen Gemeinde bei Gouda, geboren. Seine Eltern ließen sich scheiden, als er vier Jahre alt war. Er wuchs in Moordrecht und zeitweilig bei seinem Großvater in Amsterdam auf. Zu seinem Vater hatte er nach der Scheidung kaum Kontakt; dies ist auch der Grund, warum er als Fußballnamen für sein Trikot bei PSV seinen Vornamen gewählt hat. Er galt bei allen seinen Jugendstationen als schwierig, da er aufgrund seiner Familienverhältnisse keine Autoritäten anerkannte und seinen Willen durchzusetzen versuchte. Da er aber über herausragendes Talent verfügte, gaben die Verantwortlichen nicht auf. Mittlerweile ist er ruhig, teamfähig und erwachsen geworden - das Verdienst vor allem des Motivations- und Mentaltrainers Joost Leenders von De Talentenacademie in Den Bosch, mit dem der Verein seinen Spieler schon in der Jugend zusammenbrachte.

Memphis Depay spielte bei der VV Moordrecht, als ihn Scouts von Sparta Rotterdam 2003 in die nahe Großstadt holten. Drei Jahre verbrachte er bei Sparta, bis ihn Rini de Groot, Scout der PSV-Jugendabteilung, entdeckte. Schnelligkeit, Technik und Kraft - drei Argumente, die de Groot überzeugten, Depay nach Eindhoven zu holen. Hier durchlief er D-, C-, B- und A-Jugend. 2011/12 spielte er für die zweite Mannschaft Jong PSV, doch schon bald zog Trainer Fred Rutten den 17-Jährigen gelegentlich in den erweiterten Kader der ersten Mannschaft hoch. Zunächst durfte Depay nur mittrainieren. Nach einem Einsatz im Freundschaftsspiel gegen den Middlesbrough FC wurde sein Vertrag bis 2014 verlängert.

Sein Debüt im Profifußball gab Depay im KNVB-Pokal: am 21. September 2011 erzielte er zwei Tore beim 8:0-Sieg bei den Amateuren von VVSB aus dem südholländischen Noordwijkerhout. Am 26. Februar 2012 lief Depay gegen Feyenoord das erste Mal in der Eredivisie auf; wenige Tage später trennte der Verein sich von Fred Rutten. Unter Interimstrainer Phillip Cocu erhielt Depay weitere Spielpraxis. Ein Höhepunkt wurde der Einsatz im Pokalfinale am Ostersonntag gegen Heracles Almelo. Zwar wurde Depay erst fünf Minuten vor Schluss für Stamm-Linksaußen Dries Mertens eingewechselt, aber bei vier Einsätzen und den Treffern gegen VVSB war sein Anteil am Titel unstreitig. Drei Tage später teilte Cocu ihm mit, dass er ab dato fester Bestandteil des Kaders sei. Am Saisonende konnte Memphis auf acht Ligaeinsätze zurückblicken; er erhielt einen neuen Vertrag, der ihn bis 2017 an PSV bindet.

Unter Trainer Dick Advocaat kam Memphis zu seinem ersten internationalen Einsatz. Am 30. August 2012 durfte er im Rückspiel der Europa-League-Qualifikation gegen den montenegrinischen FK Zeta 90 Minuten spielen, nachdem PSV das Hinspiel in Podgorica bereits 5:0 gewonnen hatte. Ansonsten blieb Depay in der Saison 2012/13 Ergänzungsspieler, wurde meist eingewechselt, kam auf 20 Einsätze und zwei Tore in der Liga und vier Einsätze in der Europa League. Als Phillip Cocu 2013/14 wieder übernahm, machte er Memphis zum Stammspieler auf der Position des zu SSC Napoli abgewanderten Belgiers Mertens. In der Mannschaft, die vor allem in der ersten Saisonhälfte hinter den Erwartungen zurück blieb, war er einer der Lichtpunkte. Bis Ende der Saison 2013/14 standen zwölf Tore in 32 Spielen der Eredivisie für ihn zu Buche, Mittelstürmer Jürgen Locadia erzielte nur einen Treffer mehr.

In der Saison 2014/15 erhöhte er sein Torkonto bis Mitte März auf 16 in 23 Spielen und war einer Garanten dafür, dass PSV unangefochten an der Tabellenspitze stand. Eine Spezialität Depays ist seine Freistoßtechnik, die er sich von Cristiano Ronaldo abgeschaut hat.1) Mit Flatterbällen, wie sie auch der portugiesische Weltfußballer zelebriert, erzielte er mehrere Freistoßtore für PSV.

Nationalmannschaft

Mit der U-17-Nationalmannschaft gewann Depay 2011 die Europameisterschaft; beim 5:2-Finalsieg gegen die deutsche Auswahl erzielte er nach der Pause den wichtigen Treffer zur 3:2-Führung. Anschließend spielte er auch bei der U-17-Weltmeisterschaft in Mexiko. Nach einigen Einsätzen in der U-19-Elf gehörte er zum Kader von Jong Oranje, der U-21-Nationalmannschaft, bei der EM-Endrunde 2013 in Israel und kam dort dreimal zum Einsatz; auch in der Qualifikation zur EM 2015 ist er regelmäßig für Jong Oranje aktiv.

Anfang Oktober 2013 berief Bondscoach Louis van Gaal Depay erstmals in den Kader der A-Nationalmannschaft für die Begegnungen gegen Ungarn und in der Türkei. Musste der junge PSV-Spieler gegen Ungarn noch über die gesamte Spielzeit mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen, schickte ihn van Gaal in Istanbul in der 89. Minute zu seinem Debüt als Einwechselspieler für Jeremain Lens auf den Platz. Beim folgenden Testpiel gegen Japan durfte Depay bereits 20 Minten mehr spielen und drei Tage später gegen Kolumbien folgte ein Einsatz in der Startformation; in der 90. Minute kam für ihn Patrick van Aanholt zu seinem Debüt. Im Februar 2014 trug er das Oranje-Trikot im vierten Länderspiel in Folge, als er in Saint-Denis gegen Frankreich für Jean-Paul Boëtius eingewechselt wurde. Seine Durchsetzkraft und seine Stärke im Dribbling wie im Zweikampf machten ihn zum Kandidaten für die WM

In Brasilien brachte ihn Louis van Gaal erstmals im zweiten Gruppenspiel gegen Australien nach der Halbzeitpause. Er erzielte den Siegtreffer zum 3:2. Im folgenden Match gegen Chile kam er als Joker in der 69. Minute und markierte den 2:0-Endstand. Auch gegen Mexiko wurde er eingewechselt, gegen Costa Rica stand er - in einem 4-3-3 - in der Startformation und wurde eine Viertelstunde vor Schluss ausgewechselt. Nach der WM hatte er zehn Länderspieleinsätze mit diesen zwei Toren in Brasilien auf dem Konto.

Unter Guus Hiddink kam Memphis nach der WM in sechs Spielen dreimal zum Einsatz. Hiddink attestierte dem 21-Jährigen großes Talent, er habe aber "noch viel zu lernen, um ein Großer zu werden", wie er in einem Interview erklärte.2)

Erfolge und Ehrungen

- Niederländischer Pokalsieger 2012 (PSV)

- Johan Cruijff Schaal (Supercup) 2012

- U17-Europameister 2011 (U17-Nationalmannschaft)

- WM-Dritter 2014

Stationen

Jugend: vv Moordrecht, Sparta Rotterdam, PSV

Profibereich:

PSV (seit 2011; Eredivisie 83/33; KNVB beker 12/11; Champions-League-Qualifikation 4/1; Europa League 16/4;

Europa-League-Qualifikation 4/3)

Stand: 18. März 2015

Quellen: