Als der FC Schalke 04 zum siebten und sicher nicht letzten Mal deutscher Fußball-
meister wurde, war ich fast genau ein halbes Jahr alt. Wirklich dabei gewesen bin
ich also nicht. Und deshalb wird es schön sein, die nächste Meisterschaft bewusst
mitzuerleben. As long as there's life, there's hope, as the saying goes. Schalke-Fan
bin ich seit etwa 1970. Das geilste Erlebnis in der Nordkurve des Parkstadions ist für
mich bis heute das Halbfinalspiel im DFB-Pokal am 2. Mai 1984; zwölf Tore
nach Verlängerung, der aufgehende Stern des Olaf Thon.
Ich wurde also im Jahr 1957 im Münsterland geboren. Drei der Großeltern und Mutter stammen aus dem „Pott“. In meinem Ausweis steht unter Nationalität: Deutscher. Ich fühle mich jedoch als Europäer. Im Radio hörte ich in Kindheit und Jugend mehr BFBS, Hilversum 3 und Radio Luxemburg als WDR. Die Grenze zu den Niederlanden war nah, oft habe ich sie als Jugendlicher und junger Erwachsener passiert, mit und ohne Vollkontrollen meines Käfers, Kadetts oder 128ers. Seit 1972 war ich auch jedes Jahr mindestens einmal mehrere Wochen in Großbritannien - erst im Schüleraustausch, dann privat.
Bei der WM 1974 sagte ich mich von Deutschland, respektive der deutschen Nationalmannschaft, los und wurde Fan der Niederlande. Für mich spielten sie den schönsten Fußball, ich teilte mit Oranje nach dem Finale das Gefühl, sie seien verschaukelt worden - meine „Weltmeister des Herzens“.
Nach dem Abi kam die heimatnahe Verwendung bei der Bundesluftwaffe. Schleswig, Kaserne Auf der Freiheit. Von dort aus habe ich dank Schichtdienst einige Ausflüge nach Dänemark unternehmen können, Rømø wurde meine Lieblingsinsel, auch wenn - oder weil - die Flut fast meinen Kadett gefressen hätte. Aus dem Studium in Münster (Anglistik, Publizistik - mit großem Engagement in der English Drama Group, in der ich gemeinsam u.a. mit Volker Pispers auf der Bühne stand) führte mich mein Berufsweg an die französische Grenze, wo ich mein Volontariat, eine gediegene Ausbildung zum Zeitungsredakteur, u.a. natürlich längere Zeit in der Sportredaktion, machte und meine ersten Berufsjahre im Journalismus - zunächst weiter bei der Zeitung, dann in einer Fernsehredaktion - hinter mich brachte. Nicht nur das Elsass und Lothringen konnte ich in dieser Zeit von Saarbrücken aus erkunden. Sehr oft war ich in dieser Hoch-Zeit des Saarfußballs im Ludwigspark, fast genau so oft im Homburger Waldstadion. Bei Regional7, dem saarländisch-pfälzischen Regionalprogramm für RTLplus, arbeitete ich als Redakteur mit Schwerpunkt Sport und als einer der vier Moderatoren unter anderem neben Michael Karr, dem ich 1988 nach Luxemburg zum Frühstücksfernsehen folgte.
Im Philips-Haus in Bertrange übernahm ich in Nachfolge von Ulrike Elfes, die nach Köln in die Hauptredaktion gewechselt war, und Axel Link die Sportredaktion und präsentierte als „sympathisches Schwergewicht des Frühstücksfernsehens“ (so teuto-press in einer Homestory, veröffentlicht u.a. in der Saarbrücker Zeitung) mehr als ein Jahr lang zwischen 7.00 und 9.00 Uhr neben Nachrichtensprecher Karl-Heinz Kaul die Sportmeldungen. Meinen Wohnsitz verlegte ich in die Geburtsstadt Karl Marx' nach Trier. 1990 wurde ich Chef vom Dienst für die Nachrichten des Frühstücksfernsehens, präsentierte diese gelegentlich auch als Urlaubs- und Krankheitsvertretung auf dem Bildschirm. Rainer Holbe, Werner Schulze-Erdel, Christian Schröder, Michael Karr moderierten das Rahmenprogramm für „meine“ Nachrichten.
Viele interessante Menschen durfte ich in diesen Jahren interviewen und ein ganz klein wenig kennenlernen: Kenneth Kaunda, den ersten Präsidenten Sambias; Sportler von Stellan Bengtsson und Jan-Ove Waldner über Christoph Sahner und Sylvia Hanika, von Stefan Kuntz und Uli Stein bis zu Enatz Dietz und Diethelm Ferner; aus dem Showbiz Musiker von Fernando Express bis Udo Lindenberg.
Nach dem 2. Golfkrieg wechselte ich nach Hamburg zu Sat.1, wo ich als Chef vom Dienst vornehmlich die Abendnachrichten („Guten Abend Deutschland“ mit Dieter Kronzucker) mitverantwortete. Gelegentlich präsentierte ich nebenher die Sat.1-Blick-Spätnachrichten. Als Reporter war ich unter anderem bei den ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen tätig, in der Ukraine durfte ich fünf Jahre nach der Katastrophe über Opfer des Nuklear-GAUs von Tschernobyl berichten, und direkt nach Ende des dortigen Bürgerkriegs machte ich eine Reise nach Äthiopien, von der ich eine halbstündige Reportage („Äthiopien - Hilfe in der Stunde Null“) fürs Sat.1-Abendprogramm mitbrachte.
Mittlerweile waren die fünf neuen Länder auch nicht mehr ganz neu, und der Mitteldeutsche Rundfunk hatte das erste Boulevard-Magazin im deutschen Fernsehen ins Leben gerufen. So zog ich Anfang 1995 elbaufwärts nach Dresden, um in den verschiedensten Positionen für „Brisant“ zu arbeiten. Hier lernte ich meine heutige Frau kennen, hier wurden meine Kinder geboren. Polen und Tschechien zählten aufgrund ihrer Nähe zu den Ausflugszielen. Nebenher war ich - als Freier - öfter in Berlin tätig, u.a. für „Christiansen“ und „Sat.1 Blitz“. Im Mai 2000 zog der MDR nach Leipzig um, meine Familie und ich zogen hinterher. Seit 2002 leite ich die Leipziger Redaktion der Provobis Gesellschaft für Film und Fernsehen mbH. Neben der Zulieferung der Redaktion zu „Brisant“ und anderen Sendungen des MDR zeichnete ich für die Produktionsleitung diverser Dokumentarfilme, darunter „Die Goldmacher - Sport in der DDR“, verantwortlich. Als Off-Sprecher hört man mich immer mal wieder im mdr, gelegentlich auch in Imagefilmen. Daneben arbeite ich in meiner Freizeit an Übersetzungen aus dem Englischen oder dem Niederländischen.
Mit meiner Familie lebe ich seit einigen Jahren in einem Dorf im Leipziger Speckgürtel, in der Nähe zum Neuseenland; meine zwei Kinder - Ken Christopher Youri, geboren 1998, und Jenna Wendy Alison, 1999) besuchen die traditionsreiche Schule, die schon Paul Gerhard und Carmen Nebel in doch recht unterschiedlich erfolgreiche Karrieren entlassen hat.
Ein wechselhaftes Leben, in dem es seit 1970 eine Konstante gibt. Den FC Schalke 04. Dessen bislang größten Triumph, den UEFA-Pokalsieg 1997, ich nur per Telefon aus San Diego miterleben konnte, da ich zu dieser Zeit auf Reisen war - wenige Tage zuvor hatten Conny und ich uns in der in Las Vegas Hochzeitsreise war. Die Liebe zu diesem Verein bleibt aber nach meiner Familie mindestens die zweitgrößte, und ich glaube, ich habe sie an den Sohn, den wir von ebendieser Reise mitbrachten, weitergeben können.
Glückauf.
© lord-elm.de 2015