Karel Lotsy
LOTSIJ

 

Fotonachweise:

 

oben: Aankomst Nederlandse zwemsters uit

Helsinki. In het midden chef de mission Karel

Lotsy, rechts van hem Geertje Wielema, links

van hem Hannie Termeulen. Beide zwemsters

wonnen in Helsinki een zilveren medaille.

4 augustus 1952, Noord-Holland, Schiphol,

Fotograaf Noske, J.D. / Anefo

Nationaal Archief, CC-BY-SA

bekijk toegang 2.24.01.03

Bestanddeelnummer 934-5421

im Kasten: Karel Lotsy. By Instituut voor

Nederlandse Geschiedenis (Instituut voor

Nederlandse Geschiedenis) [Public domain],

via Wikimedia Commons

Karel Lotsy

Eine Webpage zur Geschichte und Gegenwart der

niederländischen Fußballnationalmannschaft

Lotsy mit Olympiaschwimmerinnen, 1952

 

Karel Johannes Julianus Lotsy (eigentlich Lotsij) war von 1942 bis 1953 Vorsitzender des niederländischen Fußballverbands KNVB. 1959 wurde er der erste Vorsitzende des Niederländischen Sportbundes. Umstritten ist seine Rolle im Zweiten Weltkrieg um seine Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht. Bis zum Ende seiner Amtszeit beim KNVB war er ein heftiger Verfechter des reinen Amateursports. Erst nach der Ära Lotsy konnte in den Niederlanden der Profifußball Einzug halten.

Jugend und Aufstieg

 

Lotsy wurde am 3. März 1893 als Sohn des Biologen Johannes Paulus Lotsij in Baltimore, Maryland (USA) geboren, wo der Vater an der Johns-Hopkins-Universität lehrte. Die Familie stammte aus Dordrecht; seine Kindheit verbrachte Karel Lotsy jedoch in Malabar in der damaligen Kolonie Niederländisch-Indien. Als er acht Jahre alt war, kehrte die Familie in die Niederlande zurück, zunächst nach Leiden und später nach Haarlem, wo er Mitglied des HFC wurde und mit mäßigem Erfolg Fußball spielte. Schon mit 18 erhielt er als zweiter Sekretär Vereinsverantwortung übertragen.

 

Sein Studium der Botanik führte ihn in den Vorkriegsjahren nach Paris, in die Vereinigten Staaten und nach Schweden, ehe er als Soldat in die Heimat zurückkehrte. Nach Ende des Krieges stieg er in leitender Funktion in die Feuerversicherung ein, die einer seiner Großväter gegründet hatte. Von 1917 bis 1919 war er Vorsitzender des HFC und 1921 wurde er Trainer der ersten Mannschaft des Vereins. Das Team war zweimal in Folge abgestiegen; Lotsy führte es innerhalb von zwei Jahren in die erste Liga zurück. In dieser Zeit entwickelte er eine Methode des Konzentrations- und Mentaltrainings, für die er später bekannt werden sollte. Er war überzeugt, dass im Sport Geist und Psyche eine grundlegende Bedeutung zukommen,1) und dass die Erfolge des Teams seinem mentalen Training zu verdanken waren.2)

 

Er legte sein Amt in Haarlem nieder und konzentrierte sich auf seine Funktionärsaufgaben als Vorsitzender des Fußballbezirks Dordrecht und als Vorstandsmitglied des Regionalverbandes des KNVB. In diesen Funktionen begleitete er die niederländische Olympiamannschaft zu den Olympischen Spielen in Paris. Bei den folgenden Spielen im eigenen Land war er bereits Vorsitzender des Regelausschusses der Fußballer.

 

Der Fußball- und Sportfunktionär

 

Karel de Kerel („Karl der Kerl“ war sein Spitzname3)) galt als dynamischer und charmanter Mensch mit großem Organisationstalent. 1930 wurde er in den Hauptvorstand des KNVB gewählt, 1931 wurde er Vorsitzender der technischen Kommission und wenig später Leiter der Auswahlkommission für die Nationalmannschaft. Vor Lotsys Amtszeit hatte die Elftal von 21 Spielen nur drei gewonnen; nach seiner Übernahme waren es elf der nächsten 21. Einer der Gründe dafür war, dass Lotsy die Spieler mit seinem mittlerweile weiter entwickelten Konzentrationstraining mental auf die Begegnungen vorbereitete; insbesondere für seine Ansprachen in der Kabine, die den Spielern kurz vor dem Match die letzte Motivation geben sollten – die so genannten „donderspeeches“, „Donnerreden“ also – wurde Lotsy berühmt. Faas Wilkes beschrieb diese Situationen später: „Er machte dich trunken mit seinen Worten, es war eine Art mentales Doping.“4)

 

Schon vor 1934 übernahm Lotsy auch Funktionen im Nationalen Olympischen Komitee der Niederlande und bei der FIFA. Bei den Olympischen Spielen in Berlin fungierte er 1936 erstmals als Chef de Mission; diese Position des Leiters der niederländischen Delegation bekleidete er auch 1948 in London und 1952 in Helsinki.

 

Sympathisant der Besatzer

 

In den Jahren der Besetzung durch Nazideutschland wurde Fußball noch populärer als zuvor. „Zwischen 1940 und 1945 verdoppelte sich der Besuch von Fußballspielen in den Niederlanden“, sagt der Direktor des Bevrijdingsmuseum Groesbeek („Nationales Befreiungsmuseum“).5) Bis auf Gerrit Vreeken standen die Stars dieser Zeit – Abe Lenstra, Faas Wilkes, Leen Vente – nie im Verdacht, mit den Besatzern kollaboriert zu haben – „das war eher Sache der Funktionäre.“5) So wurden jüdische Spieler ohne viel Aufsehen aus den Mannschaften genommen; einige Spieler wie Bram Appel wurden zur Zwangsarbeit ins „Reich“ abkommandiert und mussten bei deutschen Vereinen spielen. In dieser Zeit war Lotsy zunächst, bis Herbst 1941, Berater der Hauptabteilung Erziehung, Wissenschaft und Kulturpflege des Reichskommissars für die besetzten niederländischen Gebiete; 1942 wurde er Vorsitzender des KNVB.

 

Lotsy, der schon in den 1930er Jahren den Beinamen „Sport-Mussolini“ erhalten hatte,6) gab seine Zustimmung dazu, dass jüdische Schiedsrichter gesperrt wurden. Von ihm ist die Aussage überliefert: „Die Chance ist zum Greifen nahe, dass der neue Geist sich durchsetzen wird.“7)

 

Bei der zuivering nach dem Krieg, dem niederländischen Äquivalent zur Entnazifizierung, wurde Lotsy von der zuiveringsscommissie voor de sport, der Säuberungskommission für den Sport, 1945 freigesprochen. Doch rund 30 Jahre nach Lotsys Tod kam eine Diskussion über seine Rolle während des Krieges auf. Der Historiker und Rezensent Jef Abbeel schreibt über Lotsy, dieser sei 1992 „durch [André] Swijtink als idealer Strohmann der Besatzer entlarvt“ worden, in Swijtinks Dissertation In de pas. Sport en lichamelijke opvoeding in Nederland tijdens de Tweede Wereldoorlog (deutsch: „Im Gleichschritt. Sport und Leibeserziehung in den Niederlanden während des Zweiten Weltkriegs“).9) Diese Sicht wurde in der 2009 erschienenen Lotsy-Biographie De Dordtse magiër, de val van volksheld Karel Lotsy („Der Magier aus Dordrecht, der Fall des Volkshelden Karel Lotsy“) relativiert. Autor und Journalist Frank van Kolfschooten schreibt darin, Lotsy sei Opfer von journalistischen, wissenschaftlichen und politischen Irrtümern geworden.10) Van Kolfschooten habe der extreme Unterschied zwischen dem Ansehen Lotsys in seiner Generation und seinem Image bei den Nachgeborenen zu seinen Recherchen veranlasst. Seine Erkenntnisse führten ihn zu dem Schluss, die jüngere Generation sei es, die sich irrt.11)

 

Karel Lotsy, Teil 2: Nach dem Zweiten Weltkrieg (folgt)

 

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Anmerkungen und Nachweise

 

Diesen Artikel in leicht abgewandelter Form habe ich ursprünglich für die deutsche Wikipedia geschrieben, dort ist er, erweitert um zwei Absätze von Autor Wahrerwattwurm, unter Karel Lotsy zu finden.

 

1) „[Wij hebben] samengewerkt, om duidelijk te maken dat de geest, dat de psyche in de sport het voornaamste is.“ Aus dem Nachwort zu: Joris van den Bergh, Mysterieuze krachten in de sport, 1941, zitiert nach Digitale bibliotheek voor de Nederlandse letteren

2) „De successen, die mijn goede oude club in die jaren behaalde, versterkten mij dan ook niet weinig in mijn geloof aan de kracht van een goeden geestestoestand der spelers.“ Aus dem Vorwort zur Neuauflage 1938: Joris van den Bergh, Te midden der kampioenen, 1929, zitiert nach Digitale bibliotheek voor de Nederlandse letteren

3) Karel Lotsy 1941, Information und Karikatur bei flickr.com

4) 'Hij maakte je dronken met zijn woorden, het was een soort mentale doping.' zitiert nach: Mik Schots & Jan Luitzen, Oranje magie. Amstelsport Amsterdam/Antwerpen 2010, ISBN 978-90-482-2010-6, S. 108

5) Wiel Lenders, zitiert in: Andreas Gebbink, „Angriff über Rechtsaußen – Fußball im Zweiten Weltkrieg“, NRZ vom 20. August 2002, Onlineversion beim Haus der Niederlande/Zentrum für Niederlande-Studien der Uni Münster

6) Erik Brouwer, Karel Lotsy, Nederland dacht al in 1934 wereldkampioen te worden, in De Volkskrant vom 8. Juli 2010; Onlineversion gesichtet am 22. März 2011

7) Andreas Gebbink, „Angriff über Rechtsaußen – Fußball im Zweiten Weltkrieg“, NRZ vom 20. August 2002, Onlineversion beim Haus der Niederlande/Zentrum für Niederlande-Studien der Uni Münster

9) „Swijtink besluit: in vele opzichten sloot de sport snel aan bij de jaren ’30, met meestal dezelfde bestuurders en met Karel Lotsy als chef d’équipe van de Nederlandse ploeg op de Olympische Spelen van Londen in 1948, net zoals in Berlijn(1936). Pas in 1992 werd hij ontmaskerd als ideale stroman van de bezetter , door Swijtink, in zijn proefschrift “In de pas. Sport en lichamelijke opvoeding in Nederland tijdens de Tweede Wereldoorlog”. Dit was de aanleiding tot de naamsverandering van de Karel Lotsylaan in Amsterdam.“ („Swijtink zieht den Schluss: in vielerlei Hinsicht schloss der Sport schnell an die 1930er Jahre an, meist mit denselben Lenkern und mit Karel Lotsy als Chef de mission der niederländischen Mannschaft bei den Olympischen Spielen in London 1948, genauso wie in Berlin (1936). Erst 1992 wurde er durch Swijtink als idealer Strohmann der Besatzer entlarvt, in dessen Dissertation “In de pas. Sport en lichamelijke opvoeding in Nederland tijdens de Tweede Wereldoorlog”. Diese war auch Anlass für die Namensänderung der Karel Lotsylaan in Amsterdam.“) Jef Abbeel, Weermannen en noordrasmeisjes, Rezension der Bücher Sport in de oorlog: meer verzetje dan verzet (Ad van Liempt und Jan Luitzen) und Sportman doet niet aan politiek (André Swijtink), Sargasso's boekrecensies vom 13. November 2010, gesichtet am 22. März 2011

10) ‘Karel Lotsy was geen collaborateur’, Historiek.net vom 23. April 2009, gesichtet am 22. März 2011

11) Jurryt van de Vooren, De andere waarheid over Karel Lotsy, Sportgeschiedenis.nl vom 18. August 2009, gesichtet am 22. März 2011

 

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