ORANJE - WM 2014

Die niederländische Nationalmannschaft in Brasilien

Ron Vlaar

Ron Peter Vlaar ist Verteidiger und steht seit 2012 beim Aston Villa FC im englischen Birmingham unter Vertrag. Als Profi spielte er zuvor in Alkmaar bei AZ und in Rotterdam bei Feyenoord. Seit 2005 gehört der dem Kader der Nationalmannschaft an. Vlaar wurde am 16. Februar 1985 in Hensbroek, einem Dorf in der Region Wesfriesland in der Provinz Nordholland, geboren.

Jugend und Karriere in den Niederlanden

Als Kind spielte Vlaar sechs Jahre lang bei Apollo’68 in Hensbroek, ehe er zu SVW’27 aus Heerhugowaard wechselte. Hier machte er in der D-Jugend Scouts von AZ Alkmaar auf sich aufmerksam, die ihn in die Jugend des Ehrendivisionärs holten. Bei AZ war Vlaar achteinhalb Jahre aktiv, hier begann auch in der Saison 2004/05 seine Profilaufbahn. Der 1,89 Meter große Verteidiger rutschte zum Auswärtsspiel in Waalwijk am 23. April 2005 in die vom Verletzungspech verfolgte erste Mannschaft. Schon fünf Tage später kam er im UEFA-Pokal-Halbfinale gegen Sporting Lissabon zu seinem ersten internationalen Einsatz; auch im Rückspiel war er dabei, als AZ in der 120. Minute einen Treffer von Miguel Garcia hinnehmen musste und dadurch um Sekunden aufgrund der Auswärtstorregel das Finale verpasste. Zwei weitere Ligaspiele machte Vlaar in der Saison 2004/05, sieben in der folgenden Spielzeit für AZ, dazu zwei weitere UEFA-Pokalspiele.

In der Winterpause 2005/06 wechselte Vlaar zu Feyenoord, wo er mit seinem ersten Match am 15. Januar 2006 bei Vitesse gleich einen Stammplatz erhielt. 16 Spiele machte er für die Rotterdamer bis zum Saisonende. In der Saison 2006/07 verpasste er aufgrund einer Verletzung ein Großteil der Hinrunde, kämpfte sich jedoch noch vor der Winterpause ins Team zurück und erzielte am 17. Dezember 2006 beim FC Utrecht sein erstes Ligator. Die Saison 2007/08 begann ebenfalls vielversprechend, bis Vlaar am 16. September 2007 im Spiel in Kerkrade in der 41. Minute verletzt ausgewechselt werden musste. Den Rest dieser und die komplette Saison 2008/09 musste er wegen der Kreuzbandverletzung am linken Knie und einem Riss im Fuß aussetzen; dennoch verlängerte Feyenoord seinen Vertrag bis 2012.

Mit Beginn der Saison 2009/10 kehrte er in die Mannschaft zurück, bildete mit dem Brasilianer André Bahia Feyenoords Innenverteidigung. In der dritten Pokalrunde erzielte er beim 5:0 über die Harkemase Boys einen sehenswerten Treffer: mit einem Freistoß aus der eigenen Hälfte, der über die gegnerische Abwehr hinwegflog und sich über den verdutzten Keeper ins Tor senkte.1) Bis März 2010 machte er 25 Eredivisiespiele für die Rotterdamer und erzielte darin zwei Tore, darunter den Siegtreffer beim FC Groningen zum 3:2 in der letzten Spielminute, nachdem Groningen erst zwei Minuten zuvor einen 0:2-Rückstand wettgemacht hatte. Nach dem Rücktritt von Giovanni van Bronckhorst übernahm er zur Saison 2010/11 das Amt des Mannschaftskapitäns. Als solcher war er entscheidend an der Spielerabstimmung über Trainer Mario Been beteiligt, die diesen seinen Job kostete.2) Seine erfolgreichste Spielzeit bei Feyenoord sollte auch seine letzte in Rotterdam werden. Unter Beens Nachfolger Ronald Koeman eroberte die Mannschaft 2011/12 den zweiten Platz der Eredivisie; Vlaar stand in allen 34 Ligaspielen auf dem Platz. Er spielte sich zurück in die Nationalmannschaft und nahm im August 2012 ein Transferangebot von Aston Villa an.

Wechsel in die Premier League

Für eine festgeschriebene Ablösesumme von angeblich vier Millionen Euro holte Premierligist Aston Villa Ron Vlaar zur Saison 2012/13 nach Birmingham, gemeinsam mit dessen Mannschaftskameraden Karim El Ahmadi. Vlaar fand mit der Nummer vier nahtlos ins Team, musste jedoch nach einem Viertel der Saison mit einer Wadenverletzung erneut pausieren. Doch anfangs der Rückrunde kehrte er zurück in den Abstiegskampf und trug sogar mit zwei Toren dazu bei, dass Aston Villa die Klasse erhielt. Auch in Birmingham trägt er die Kapitänsbinde. In der Spielzeit 2013/14 stand der Klub nach dem 28. Spieltag (Vlaar kam bis dahin auf 22 Einsätze) etwas besser da als in der Vorsaison, mit Platz elf war das Abstiegsgespenst jedoch noch nicht endgültig gebannt. Am 29. Spieltag absolvierte Vlaar sein 50. Ligaspiel für die Villans - mit 1:0 wurde Tabellenführer Chelsea FC besiegt und am Saisonende die Klasse gehalten.

In der Saison 2014/15 warfen ihn mehrere Verletzungen zurück, so dass er bis Anfang Januar nur in zwölf Spielen zum Einsatz kam.3)

Bemerkenswert ist, dass der Innenverteidiger in seiner Karriere in Eredivisie und Premier League noch keinmal mit Rot vom Platz musste.

Nationalmannschaft

Vlaar hatte 2005 mit guten Leistungen bei AZ und bei der Junioren-EM auf sich aufmerksam gemacht, bei der er mit den Gastgebern das Viertelfinale erreichte. Bondscoach Marco van Basten berief ihn in den Kader der A-Nationalmannschaft, in der er am 8. Oktober 2005 beim 2:0-Sieg im WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien in Prag debütierte, als er in der 57. Minute für den damaligen HSV-Spieler Khalid Boulahrouz eingewechselt wurde. Im nächsten Match gegen Mazedonien kam er nicht zum Einsatz, erhielt jedoch am 12. November 2005 im Freundschaftsspiel gegen Italien einen Platz in der Startelf. Nachdem er bei der 1:3-Niederlage in Amsterdam kurz vor der Halbzeit ein Eigentor und sein Gegenspieler Luca Toni nach der Pause einen weiteren Treffer erzielt hatten, wurde er in der 60. Minute gegen André Ooijer ausgewechselt. Seine Länderspielkarriere in der A-Auswahl schien beendet.

Mit der U-21-Auswahl wurde Vlaar 2006 Europameister. 2007 wurde er Kapitän der U-21; seine Mannschaft verteidigte ihren Titel bei der U-21-EM. Nach einer langen Verletzung spielte er sich durch gute Leistungen bei Feyenoord in der Saison 2009/10 als Alternative in der Innenverteidigung in den A-Kader zurück; Bert van Marwijk wechselte ihn am 3. März 2010 im Testspiel gegen die USA nach der Halbzeit für Joris Mathijsen ein. Nach der Weltmeisterschaft 2010 machte van Marwijk Vlaar zum Mannschaftskapitän des Oranje-Teams, das am 11. August 2010 im ersten Freundschaftsspiel der Saison 2010/11 in der Ukraine antrat. Im Kader für dieses Match fehlten allerdings die bei der Weltmeisterschaft in Südafrika eingesetzten Spieler. Nach dem Spiel musste Vlaar bis zum Februar 2012 warten, ehe van Marwijk ihn erneut einsetzte. Am 2. Juni 2012 erzielte er in einem Freundschaftsspiel gegen Nordirland den letzten Treffer zum 6:0-Sieg, sein bislang einziges Tor in Oranje. Er überzeugte den Bondscoach und wurde in den Kader für die Europameisterschaft in der Ukraine berufen. Dort wurde er einmal neben John Heitinga, einmal neben Joris Mathijsen in der Innenverteidigung eingesetzt.

Unter Louis van Gaal avancierte Vlaar zum Stammspieler, stand bis einschließlich März 2014 in 13 der 19 Spiele nach der EM 2012 in der Mannschaft, zwölfmal über die volle Spielzeit. Er spielte dabei neben Heitinga, Bruno Martins Indi und auch neben seinem Nachfolger als Innenverteidiger und Mannschaftskapitän bei Feyenoord, Stefan de Vrij - de Vrij und Vlaar sind „dicke Freunde“.4)

Insgesamt kam Ron Vlaar bis März 2014 auf 22 Einsätze, dabei war er einmal Kapitän und erzielte

je ein Tor und ein Eigentor.

Bei der WM 2014 in Brasilien kam er in allen sieben Spielen zum Einsatz und organisierte zentral die Abwehr im fast durchgehend 5-3-2 bzw. 3-5-2 spielenden Oranje-Team. Viele sahen ihn wie den rechts von ihm spielenden de Vrij als einen der besten Verteidiger der WM; die Mannschaft verlor kein Spiel und musste nur vier Gegentore hinnehmen. Im Halbfinalspiel gegen Argentinien nahm er die Verantwortung für den ersten Schuss im Elfmeterschießen auf sich, konnte jedoch nicht verwandeln. Nachdem auch Wesley Sneijder nicht getroffen hatte, mussten sich die Niederlande mit dem Spiel um Platz drei begnügen, das sie mit 3:0 gegen die Gastgeber gewannen.

Erfolge und Ehrungen

- U21-Europameister 2006, 2007 (U21-Nationalmannschaft)

- Niederländischer Pokalsieger (KNVB beker) 2008 (Feyenoord)

- WM-Dritter 2014

Stationen

Jugend:

Apollo’68, SVW’27, AZ

Profibereich:

AZ (2005/06; Eredivisie 7 Einsätze/0 Tore, KNVB beker 8/2, UEFA-Pokal 4/1)

Feyenoord (2006-2012; Eredivisie 132/8, UEFA-Pokal 1/0, EL-Qualifikation 2/0)

Aston Villa FC (seit 2012; Premier League 71/2, FA Cup 1/0, League Cup 5/0)

Stand: 8. Januar 2015